An den Ufern des Lichts
An den Ufern des Lichts, Griechische Lyrik. Oskar Koller – Aquarelle, Hünfelden 2002(Präsenz Verlag)
- Du hast schon vor langer Zeit gesagt: -Jorgos Seferis
- Wenn ich van der Sonne zu reden beginne – Odysseas Elytis
- Die Stille – Glavkos Koumides
- Unbewegt – Jannis Ritsos
- Mandelbaum – Kostas Karyotakis
- Wann wirst du wieder sprechen? – Jorgos Seferis
- Du sprachst von Dingen, die sie nicht sahen – Jorgos Seferis
- Die Fremden erinnern an dich – Alexandra Plastira
- Des Tages Traum – Kostas Sterjopulos
- Malerisch – Jannis Ritsos
- Das Meer – Glavkos Koumides
- Diese Meere Zoi Karelli
- Das Meer I – Takis Sinopulos
- Sonnabend, 11 – Odysseas Elytis
- Der Wind – Zoi Karelli
- Dienstag, 7 – Odysseas Elytis
- Wie sehr auch dieWerke …, – Andreas Empeirikos
- Nur ein wenig noch… – Jorgos Seferis
- Gleissen des Tages – Kostas Sterjopulos
- Die Friedhöfe – Kostas Sterjopulos
- Verlassenheit – Jorgos Themelis
- Die Stadt – Konstantinos Kavafis
- Kennzeichen – Konstantinos Kavafis
- Es steigt deine hellenische Stimme auf – Jannis Kondos
- Die erste Erinnerung – Kostas Sterjopulos
- Nur ein Weniges noch – Jorgos Seferis
- Schöner Sommermorgen – Nassos Vajenas
- Mit zunehmender Hitze – Tannis Kondos
- Der Sinn des Einfachen – Jannis Ritsos
- Fern – Konstantinos Kavafis
- Das Grau. Das Grün. Das Gelb. Das Orange – Nassos Vajenas
- Diese Blume des Sturms, horst du – Odysseas Elytis
- Mich reut der breite Fluss – Jorgos Seferis
- Mein Gott wieviel Blau verschwendest du – Odysseas Elytis
- Nachträglich – Jannis Ritsos

Da hast schon vor langer Zeit gesagt:
“Im Grunde bin ich eine Frage des Lichts.”
Und auch jetzt noch, wenn du dich
an die weiten Schulterbla4tter des Schlafes lehnst
noch wenn sie dich in die
betäubte Brust des Meeres senken
suchst du nach Ecken, in denen das Schwarz
verbraucht ist und nicht mehr halt
und du fastest nach der einen Lanze
die dein Herz durchbohrt
um es zu öffnen dem Licht.
Jorgos Seferis
Wenn ich van der Sonne zu reden beginne
schlingt sich in meine Worte
Rose aus Purpur
das Schweigen missglückt mir.
Odysseas Elytis
Die Stille
ist ein handgesticktes Tuch, in Sommerglut
eine Grille, Rauch über schneeweißen
Dächern, viel mehr noch
sie hat kein Erbarmen, kein Glas
geschweige im Schlaf einen Spiegel
kein Dorf. Die eigene Stille
sollte man grüssen, als Erster nie.
Warten sollte man, bis sie es wagt.
Glavkos Koumides
Unbewegt
In jedem dunklen, engen Hof
steht doch ein Baum,
Zitrone, Pappel oder irgendein anderer
ein Baum vom Licht getroffen und ohne Gewicht,
alle Augenblicke bereit zum Sprung
aus der Ummauerung.
Die Bäume – sie zwingen so die Sonne,
sich in ihren Zweigen festzuhalten
und den Sprung hinein zu tun.
Jannis Ritsos
Mandelbaum
Immer noch kann ich kaum begreifen,
wie eine Frau, die geliebt wird, sterben kann.
In meinem Garten wächst ein Mandelbaum
und ist so sanft und atmet beinah zärtlich;
doch jeder Tag und jede Früh lassen ihn welken,
die Freude seiner Blüte wird er mir nicht schenken.
Und wehe mir! Ich liebe ihn doch so sehr . ..
Am Morgen such ich kniend seine Nähe
und tränke ihn mit Wasser und mit Tränen,
den Mandelbaum, der in meinem Garten wächst.
Ach, die Lüge seines Lebens geht zu Ende;
Bla4tter, die noch nicht gefallen, fallen bald,
hölzern werden dann die dürren Äste.
Die Frühlingsblüte wird er mir nicht schenken.
Und doch ich Armer habe ihn so sehr geliebt . .
Kostas Karyotakis

Wann wirst du wieder sprechen?
Unsere Worte sind Kinder vieler Menschen.
Sie werden gesät, geboren wie Säuglinge,
schlagen Wurzeln, werden mit Blut genährt.
Wie die Pinien
die Gestalt des Windes halten
wenn der Wind gegangen, nicht mehr da ist
bewahren auch die Worte
die Gestalt des Menschen
wenn der Mensch gegangen, nicht mehr da ist.
Vielleicht wollen die Sterne sprechen,
die in deine ganze Nacktheit sanken, eines Nachts,
der Schwan, der Schütze, der Skorpion
die vielleicht.
Aber wo wirst da sein, wenn in dieses Theater
wird kommen das Licht?
Jorgos Seferis
Du sprachst von Dingen, die sie nicht sahen
und sie lachten.
Doch rudere nur den finsteren Fluss
stromaufwärts;
nimm den nicht gekannten Weg
blind und trotzig,
such nach Worten, die verwurzelt sind
wie der knotige Olivenbaum –
lass sie lachen.
Und wünsche, dass heut’ noch andere
diese drückende Einsamkeit bewohnen
diese zerstörte Gegenwart –
lass sie.
Der Wind des Meeres und die Morgenkühle sind
ohne dass es jemand verlangt.
Jorgos Seferis
Die Fremden erinnern an dich
Die Welle bringt spat
den Widerhall
dennoch ist auch hier Leben
Obwohl der Morgen zerrissen
niedrig die Schwelle –
man hält es aus
lässt die Blätter fallen
und später auch
die Früchte
Nackt und leicht
der Baum hort unbehindert
wie es verdient gehört zu werden
das Lied
Alexandra Plastira
Des Tages Traum
Steiles Licht über Dächern und Häusern.
Die Dinge werfen nirgends ihren Schatten.
Odes Land, Baum and Vogel
und Wasser, das dem Herzen des Steins entquillt,
und Wasser, das an den Klippen leckt,
hier, wo das Licht mit der Schwerkraft ringt.
Des Augenblicks Überraschung und das Lächeln des Lebens.
Des Tages Traum ist keine Lüge.
Kostas Sterjopulos
Malerisch
Hügel und Dächer bestreut mit Goldstaub.
Die Sonne verschwindet. Die Türen schliessen sich. Eine
Lampe brennt schon.
Blaues Quecksilber das Meer. Ein Boot
zog vorbei, schwebend im Licht. Stille Hauser
sitzen, die Beine gekreuzt, am Ufer. Die Bäume
haben sich zum Wasser gebückt and waschen sich die Fusse.
Aber,
so gebückt, betrachten sie dich im Wasser. Sieh dich vor;
wenn du die Unwahrheit sagst, werden sie gegen dich zeugen.
Diminio, August 1953
Jannis Ritsos
Das Meer
In der Zeit, als die Johannisbrote
noch auf stolzen Baumen wuchsen
und die Ochsen die Karren zogen
zum ersten Mal fuhr der Junge
vom Dorf, im Tal verborgen
zum kleinen Hafen, am Ende
der Welt, zehn Säcke fuhr er hin
mit schwarzem Gold. Ahnen
konnte er nicht, dass um den Berg
das Meer eine Maut verlangen würde
die Lösung des alten Rätsels.
Wozu ist die geerbte Karre blau?
Deinetwillen, sagte er prompt.
Die Weite nahm ihn auf, ein Kapitän.
Glavkos Koumides
Diese Meere
Diese Meere des Herbstes,
leicht verhangen, in der Früh,
lichtdurchflutet, milchig in der Mittagszeit,
Meere des Oktobers, zweifarbig,
kaum vernehmbar – und zum Ausgang
des Hafens hin, golden, dämmrig,
die ihre Schönheit nicht aushauchen lassen;
und die Abende schreiten nicht fort,
wie sie jenem Schatten widerstehen,
der einer so grossen Schönheit der Welt
unnachgiebig bleibt.
Zoi Karelli

Das Meer I
Felskahle Insel. Versteinerter Himmel.
Salz Steine Licht der Mittag unbeweglich.
Dort leuchtend das Meer –
die Trommeln schlagen schlagen auf der Insel.
Ein roter Tag ein schwarzer Tag.
Ein Tag Licht auf Licht
das Meer ein schwarzer Diamant.
Steine und Licht. Salz Licht. Die Sonne ein Stein.
Heute und morgen den Frühling erwartend.
In der Hoffnung auf den Frühling welchen Frühling denn?
Was wird es dir bringen das Licht? Licht auf Licht.
Was wird das Meer dir bringen?
Und jetzt ein Mittag mit Sonne unter
der Sonne das Meer
das Meer ein pechschwarzer Diamant.
Takis Sinopulos
Sonnabend, 11
Ich zog hinaus nach neuen Wunden,
die gleich Seerosen auf alten schwimmen
(In jenem uralten Meer, das ich kannte
Wird nun die Welt versunken sein
Mit ihren beiden schiefen, aus dem Meer ragenden Masten
Und ich, als war’ ich wahrhaftig, werde noch schreiben).
Odysseas Elytis
Der Wind
Der Wind mit seiner durchsichtigen,
frischen Gegenwart
mit seiner lebhaften Geselligkeit,
wenn er lächelt, wahrend er die Tur
des Zimmers nebenan öffnet,
da wo du es kaum erwartest –
er lächelt, weil du erschrickst;
erschrakst,
plötzlich, da du dachtest,
du wärest allein und er
stiess die Tür auf; und du hörtest
seine unfassbaren, kristallklingenden Schritte.
Kam er, dir etwas zu sagen?
Was will er mit seiner Liebkosung andeuten?
Dass draussen die Sonne allmächtig 1st,
and er, da er kühl bleiben wollte,
schlupfte hinein in dein schattiges Zimmer, sagt er,
um mit dir zu plaudern.
Jetzt steht der Wind vor dir aufrecht
und wartend hört er dir zu:
die “geflügelten Worte” wegzutragen.
Zoi Karelli
Dienstag, 7
Ich fand eine kleine Kirche ganz aus fließenden
Wassern und hängte sie an die Wand. Ihre Leuch-
ter, aus Lehm geformt, gleichen meinen Fingern,
wenn ich schreibe. Am Glanz der Fensterscheiben
erkenne ich, ob ein Engel vorbeigekommen. Oft
sitze ich nachmittags draussen auf der Steinbank
und klammere mich bei Unwetters fest wie die
Geranie.
Odysseas Elytis

Wie sehr auch die Werke unvollendet bleiben,
wie sehr auch das Schweigen vollkommen ist
(obwohl es dennoch pocht),
wie sehr auch das Nichts sich rundet
wie ein Mund ohne Stimme, der geöffnet ist,
so werden doch immer, immer das Schweigen
und alles Unvollendete ein grosses Mysterium bergen,
das voll ist und übervoll,
ohne Stellen der Fremdheit und Leere,
ein grosses Mysterium (wie das Mysterium des Lebens
im Grabe)
das offenbar leuchtende, erfüllte Mysterium
der Existenz,
– das grosse Mysterium des Lebens,
Alpha-Omega.
Andreas Empeirikos
Nur ein wenig noch und die Sonne wird stehen bleiben.
Die Gespenster des Morgens
bliesen in die trockenen Muscheln;
dreimal sang der Vogel, dreimal nur;
die Eidechse auf dem weissen Stein
bleibt reglos
besieht sich das verdorrte Gras
durch das die kleine Natter glitt.
Bin schwarzer Flügel zieht eine tiefe Furche
hoch ins gewölbte Blau –
sieh hin, es wird sich öffnen.
Wehen der Auferstehung.
Jorgos Seferis
Gleissen des Tages
Geometrisches Gleissen des Tages,
Staunen und abermals Staunen über die gleichenDinge,
wahrend das Licht anstürmt und die Zeit uns verändert.
So flüssig ist sie, meine Seele.
Deine Augen schlürfen sie weg,
sie lost sich auf in einer Bewegung von dir.
Kann sein, sie wird Baum oder wird Landschaft,
wahrend das Licht weisse Blitze wirft
und der Himmel aussieht, als sei er nicht da
vor lauter Klarheit.
Über dem Staunen und abermals Staunen
geht dir die Stimme verloren.
Kostas Sterjopulos
Die Friedhöfe
Immergrüne Orte mit Marmor and mit Zypressen,
das Erdreich durchtränkt van den vielen Tränen,
wir nennen sie
Friedhöfe oder ewige Ruhestätten.
Dort hat keiner sein Heim.
Vergessene Orte,
von denen wir glauben, sie hegten
den Schlaf unsrer Lieben.
Nur dann und wann zeugt einen Laut
dort der Wind,
nur dann und wann lässt der Vogel
traurig den Ruf vernehmen.
Dort hat niemand sein Heim.
Sonne und Regen,
Spiele des attischen Winters.
Die Friedhöfe sind für die Lebenden.
Die Toten sind schon gestorben.
Kostas Sterjopulos

Verlassenheit
Um uns sterben die Dinge
Wo du auch nachts vorbeigehst, hörst du etwas
wie ein Flüstern,
Das von den Strassen kommt, die du nicht betratest,
Von den Häusern, die du nicht besuchtest,
Von Fenstern, die da nicht öffnetest,
Van den Flüssen, über die du nicht beugtest, um Wasser
zu trinken,
Von den Schiffen, die du nicht steuertest.
Um uns sterben die Bäume, die wir nicht gekannt haben
Der Wind weht durch verwüstete Wälder.
Die Tiere sterben an Namenlosigkeit und die Vögel
an Schweigen.
Die Körper sterben nach und nach an Verlassenheit
Mit unseren alten Kleidern in den Truhen.
Die Hände, die wir nicht berührten, sterben an Einsamkeit.
Die Träume, die wir nicht sahen, an Lichtmangel.
Ausserhalb von uns beginnt die Verlassenheit des Todes.
Jorgos Themelis
Die Stadt
Du sagtest: “Ich gehe in ein anderes Land,
ich gehe zu anderem Meer.
Es findet sich eine andere Stadt, die besser ist als diese.
Jede meiner Mühen ist zum Scheitern verurteilt;
und es ist mein Herz – als sei es tot begraben.
Wie lange wird mein Geist in dieser Betrübnis bleiben.
Wohin ich mein Auge wende, wohin ich auch schaue,
die dusteren Trümmer meines Lebens sehe ich hier,
das ich so viele Jahre liess zerstören und verwüsten.”
Du findest kein neues Land, findest keine anderen Meere.
Die Stadt folgt dir. Durch dieselben Strasse wirst du
streifen, in denselben Vierteln altern;
und in denselben Hausern wird wei6 dein Haar.
Immer wirst du in dieser Stadt ankommen.
Nach anderen Orten – hoffe nicht –
gibt es kein Schiff für dich, es gibt keinen Weg.
Wie du dein Leben hier auf diesem kleinen Fleck
Verwüstet hast, so hast du es auf der ganzen Welt zerstört.
Konstantinos Kavafis
Kennzeichen
Andere Länder haben andere Fruchte und
sind für andere Schöpfungen geschaffen;
das Pferd ist kennzeichnend für den
Thessalier … ; die Frucht dieser Stadt
hingegen sind Rede und Mensch.
Himerios
Seine Kennzeichen hat jedes Land.
Dem Thessalier eigen Pferde und Reitkunst;
des Krieges Stunde offenbart
den Spartaner; auf Medien weist
bei Tisch das Gebet;
das Haar bezeichnet die Kelten, die Assyrer der Bart.
Athens Kennzeichen wiederum
der Mensch und das Wort.
Konstantinos Kavafis
Es steigt deine hellenische Stimme auf,
ändert die Farben, bricht die Zeiten,
erreicht das Weisse. Dort schüttelst du
in die Vergangenheit dein Haar.
Legst dich in den Einbaum – Mittagszeit
und gleitest in die Nacht.
Jannis Kondos
Die erste Erinnerung
Wurzeln schlug ich an einem Ende dieser Erde,
aber ich war kein Baum.
Plötzlich fand ich mich hier.
Und jetzt ziehe ich, wenn ich will, fiber die ganze Welt.
Ich weiss nicht, ob mich die Störche brachten
oder ob ich aus den Wolken fiel.
Meine erste Erinnerung ist dieser Fleck Erde
und etwas Verschleiertes, das ich schon vergass.
Zarte Färbung des Grüns
in des Mittwinters Frühling,
griechische Natur,
in der uns zugestandenen Frist
Liebeserfüllung bis an das Herz des Steins
und vom Herzen des Steins bis
zu meiner schwarzen Kieme.
Ich werde zum Samenkorn und schlage neue Wurzeln.
Kostas Sterjopulos

Nur ein Weniges noch
Nur ein Weniges noch
und wir werden die Mandeln blühen sehen
den Marmor in der Sonne leuchten
und das Meer sich wiegen
nur ein Weniges noch,
um ein Weniges lasst uns höher hinauf.
Jorgos Seferis
Schöner Sommermorgen
(Gemalde, unvollendet)
Schoner Morgen. Voller Licht.
Es geht ein sanfter Wind.
Die wundervolle Sonne Attikas.
Dunkelblau. Weisse Vogel.
Darunter warme
Stühle im Sand.
Und natürlich das Meer.
Doch es fehlen einige Baume.
Und ein, zwei Schiffe in der Ferne. Die zeigen,
dass es möglich ist
wegzufahren.
Nassos Vajenas
Mit zunehmender Hitze
ordne ich die Dinge
des Sommers eins nach dem anderen:
die Sonnenbrille, die Haken
für die Gegenwart, das alte Meer
und meine Hände.
Jannis Kondos
Der Sinn des Einfachen
Ich verberge mich hinter einfachen Dingen,
damit ihr mich findet;
wenn ihr mich nicht findet, werdet ihr die Dinge finden,
ihr werdet das berühren, was meine Hand berührte,
der Abdruck unserer Hände wird sich vermengen.
Der Augustmond scheint in die Küche
wie ein Zinnkochtopf (weil ich es euch sage, ist es so)
erhellt das leere Haus und sein kniefälliges Schweigen
Immer ist Schweigen kniefällig.
Jedes Wort ist ein Aufbruch
zur Begegnung, oft genug vereitelt,
und dann ist ein Wort wahr, wenn es besteht auf
der Begegnung.
Jannis Ritsos
Fern
Gern würde ich über diese Erinnerung sprechen ..
Doch sie ist schon erloschen … fast nichts ist
von ihr geblieben –
denn fern liegt sie, in den ersten Jahren meiner Jugend.
Eine Haut wie Jasmin . ..
Im August – war es August? – jener Abend . ..
An die Augen erinnre ich mich; malvenblau, glaube ich
O ja, malvenblau; das Blau von Saphir.
Konstantinos Kavafis
Das Grau. Das Grün. Das Gelb. Das Orange.
Das Rot mit Schattierungen. Das Rot ohne Schattierung
Das Braun Darunter das Schwarz (Ein tiefes Schwarz).
Und im Hintergrund dein schoner Kopf.
Weiss. Wie der abgebrochene Kopfeiner Statue.
Die man niemals finden wird.
Nassos Vajenas
… Diese Blume des Sturms, hörst da
und der Liebe
haben wir für immer gebrochen
woanders, horst du, kann sie nicht blühen
in anderem Land, auf anderem Stern, hörst du
gibt’s weder dieselbe Erde noch Luft
die wir berührt
Zu keiner Zeit war’s einem Gärtner beschieden
Aus soviel Winter und soviel Nordwind
eine Blume zu ziehen, allein wir, hörst du
hoben mitten aus dem Meer
und nur dank unserer Liebe
horst du, eine ganze Insel ans Licht
mit Hohlen, Vorgebirgen und blühenden Schluchten
hör doch, hör
wer spricht zu den Wassern, wer weint – hörst du?
wer sucht nach dem andren, wer ruft – hörst du?
ich bin’s, der ruft und ich, der weint, hörst du
ich, hörst du mich, der ich dich liebe und liebe.
…
Odysseas Elytis

Mich reut der breite Fluss
Mich reut der breite Fluss den ich durch meine Finger
rinnen liess
ohne einen einzigen Tropfen zu trinken.
Jetzt versinke ich im Gestein.
Eine kleine Föhre in der roten Erde,
weiter kein Weggenoss.
Was ich liebte ist dahin mit den Häusern
die im letzten Sommer noch neu waren
and dann einstürzten im Herbstwind.
Jorgos Seferis
Mein Gott wieviel Blau verschwendest du
damit wir dich nicht sehen.
Odysseas Elytis
Nachträglich
So wie die Dinge gekommen sind, keiner ist daran schuld –
sagen wir. Der eine ging der andere fiel, die anderen –
wozu das alles ausrechnen?
Die Jahreszeiten losen sich regelmässig ab. Der Oleander
blüht. Der Schatten lauft um den Baum herum.
Der hingestellte
Wasserkrug blieb in der Sonne, trocknete aus; das Wasser
versiegte. Dennoch hatten wir – sagt man – den Krug ein
wenig näher, ein wenig weiter stellen können, je nach der
Uhrzeit, je nach dem Schatten urn den Baum herum, uns
drehend, bis wir den Rhythmus fanden tanzend, den Krug,
das Wasser, den Durst vergessend, nicht dursteten, tanzten
(Pahthéni – Leros, 20. Mai 1968)
Jannis Ritsos

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