Rechtsextremisten laten op dit moment in Engeland hun ware gezicht zien: de moorddadige tronie. Verklaringen die wijzen naar teleurstelling rond het asielbeleid, het verlies van vertrouwen in de overheid, gebroken beloftes etc etc schieten tekort want ze verklaren niet de ongekende haat en woede tegenover asielzoekers, moslims en andere in hun ogen ongewenste ‘landgenoten’. Hier komt racisme en blank superioriteitsgevoel in alle helderheid aan het licht en de politici die dit aanmoedigen en goedpraten staan mede aan de basis van dit terroristisch geweld tegen politie (de overheid), moskeeën en asielzoekerscentra. De zogenaamde aanleiding, de vermoording van een aantal kinderen tijdens een dansles, is slechts een excuus om alle haat die in hen leeft te tonen en op straat te manifesteren in rellen en geweld. Dat de dader van de moorden in hun ogen ongewenst is als burger doet daar niet toe, dat is slechts een zogenaamd alibi om los te gaan.
Rechtsextremisme kennen we maar al te goed uit de geschiedenis, de Tweede Wereldoorlog vormt een tragisch hoogtepunt in de vervolging van mensen die niet in het plaatje van de heersers passen, in dit geval de nazi’s. De Eerste Wereldoorlog stond aan de basis van de Tweede. Dat is bekend. Nationalisme, rassenwaan, racisme, haat tegenover anderen, bruut geweld, tot en met uitroeiing (zelfs op industriële schaal) van medemensen, het is een verzameling van kenmerken die ook vandaag de dag niet zijn opgeheven omdat het gedachtegoed erachter nog steeds actueel is en door veel politici en hun aanhangers wordt aangehangen. Stapje voor stapje worden dit soort denkbeelden weer ‘normaal’ omdat politici er mee weg komen, omdat er niet genoeg kritiek plaatsvindt vanuit de maatschappij en de burgerbevolking die dit racisme en nefast nationalisme niet tegenspreken en de woordvoerders ervan zelfs op het schild heizen door hen in het parlement te kiezen.
De Duitse schrijver Durs Grünbein, zelf uit Dresden, vroeger deel van Oost-Duitsland spreekt uit eigen ervaring als hij in een korte tekst verwijst naar de Wapenstilstand van 1918 die aan de basis ligt van veel ellende die daarna plaatsvond. Ik citeer zijn hele tekst omdat ze nog niks van haar actualiteit heeft verloren. Zeker niet nu er weer geopolitieke spanningen zijn die Europa jarenlang niet meer heeft gekend. De rechtsextremisten vereren geweld, streven vernietiging van hun tegenstanders na en sluiten zich aan bij nietsontziende dictators zoals de moordenaar uit Rusland. Als politici, ook in Nederland, deze moordenaar verdedigen weet je hoe de vlag erbij hangt en aan welke kant ze staan. Als we hen laten begaan gaat het zeker de verkeerde kant uit en wordt het moorden weer een alledaagse en normale zaak. Wie denkt dat dit niet zo’n vaart zal lopen hoeft maar te kijken naar het extremisme in de Israelische samenleving waar rechtsextremisten in de regering (onder de mom van het geloof – oh wat bijbels allemaal!) het liefst alle Palestijnen zouden willen uitmoorden – of in het minst slechtste geval verdrijven. Marteling van gevangenen is aan de orde van de dag. Menselijkheid in de benadering van je ‘tegenstander’ is verder weg dan ooit. De moorddadige aanslag van 7 oktober kan hiervoor geen excuus zijn, net zo min als de moord van de kinderen in Engeland. De bijbelse profeten draaien zich om in hun graf: Babylon en de ballingschap zijn niet ver weg als de extremisten hun zin krijgen en hun wil doordrijven…ik vermoed op termijn het einde van dit land want aan alles komt een einde … ook aan onderdrukking, hoe gewelddadig ook. Durs Grünbein aan het woord:

Grünbein, Durs, Aus der Traum (Kartei). Aufsätze und Notate, Berlin 2019 (Suhrkamp), pag. 303-307
Waffenstillstand 1918
Da ging Gavrilo Princip
über die Lateinerbrücke.
Ein warmer Juni tag war es,
an dem der Vorspann
als böser Slapstick begann.
Letzte
Blüte vorm Völkerkrieg —
der Welt von gestern.«
Es war der Krieg, der die schwersten Flurschäden unter den Ländern Europas angerichtet hat, die erste Völkerschlacht auf industriellem Niveau. Damals wurde die Bestie Nationalismus entfesselt, mit allen Mitteln der Propaganda, der Hetze und gegenseitigen Desinformation. Karl Kraus hat die sprachlichen Mechanismen der Kriegstreiberei studiert, die Rhetorik der Entmenschlichung, die alle Tötungshemmungen aufhob. Vier Jahre lang sah es so aus, als sei die Apokalypse über die alten Kulturvölker hereingebrochen. Nun ging es bei ihnen zu wie sonst nur in den wildesten Stammesfehden der Urwaldbewohner Neuguineas oder Amazoniens. Titel: Die letzten Tage der Menschheit.
Der Bürger war, wie der Dadaïst Hugo Bali damals nüchtern feststellte, zum Gebrauchsgegenstand für den Staat geworden. Es war die Zeit der Melderegister und Zwangsrekrutierungen, mit der Ausweitung des Krieges kommen die Umsiedlungen und Deportationen hinzu. Mochten auch einige von heroischen Taten schwärmen, wie der Leutnant Ernst Jünger in seinen Chroniken aus den Grabenkämpfen, oder von der Schönheit der Zerstörung, wie der Unteroffizier Otto Dix – waren es doch vor allem Künstler, die als erste einsahen, dass der Heldentod sinnlos geworden war. Die Toten gehörten nur noch in die Statistik. Sie waren die ersten, die an der Sinngebung der »grossen Schweinerei« (Max Ernst) zu zweifeln begannen.
Doch auch unter ihnen fanden sich, in der Euphorie des Jahres 1914, auf beiden Seiten genügend Freiwillige, die mit Hurra in die ersten Schlachten zogen: Einer von ihnen war der österreichische Kunstmaler Adolf Hitler. Die meisten dagegen waren alles andere als Fanatiker: Männer wie Franz Marc oder August Macke, die als expressionistische Maler so gar nicht dem harten Kämpfertyp entsprachen – oder in Frankreich der Schriftsteller Charles Péguy und der Dichter Guillaume Apollinaire. Ihr Einsatz beruhte vermutlich auf einer Verwechslung der Idee von der Avantgarde. Sie waren nicht die Vorhut einer neuen Bewegung, sie waren nur die ersten, die fielen. Das bittere Fazit dieser Jahre sind Gedichte, in denen der Aufschrei dominiert, Lautmalereien wie die des Kompanieführers August Stramm, der den Vers in Einzelworte zerhäckselt, das Trommelfeuer und Maschinengewehrrattern in lettristischen Reduktionen nachahmt. Fazit ist eine Malerei, in der die Detonation den Bildaufbau sprengt, sind die Gemälde der Dix und Grosz, die ein Panoptikum der Kriegsversehrten und Krüppel zeigen. Hart am Rande der Einsilbigkeit sind dann manche Zeilen des schwer verwundeten Apollinaire: »Wie ein melancholischer Späher / Beobachte ich die Nacht und den Tod« (»Comme un guetteur mélancolique / J’observe la nuit et la mort«).
An diesem Dichter, im Herzensgrunde ein Mann von beiden Seiten des Rheins, wird das gestörte Verhältnis der beiden kämpfenden Nationen Frankreich und Deutschland besonders schmerzhaft deutlich. Man ist sich fremd geworden in diesem Krieg, nach dem Abbruch so vieler Kulturbrücken, die sich danach kaum mehr reparieren liessen. So smart wie der Futurist und Kriegsverächter Marinetti waren nur wenige Geister der Zeit. Gerade der Futurismus, der das kriegerische Element in die Künste eingeführt hatte, erwies sich in einigen seiner Vertreter als besonders hellsichtig. Von ihm angeregt, waren es die Staatenlosen der Zukunft, Extremausdruckskünstler wie Francis Picabia oder Marcel Duchamp, Max Ernst oder die Russen Vladimir E. Tatlin und El Lissitzky, die in ihren Arbeiten die Mechanisierung als einen Grundzug der Epoche vor Augen führten, in Entwürfen wie für den Maschinenbau. Absurde Maschinen – in ihrer Zwecklosigkeit brachten sie das L’art pour l’art der Materialschlacht auf den Punkt.
Heute wissen wir, was in den Tagen des Waffenstillstands die meisten noch nicht begreifen konnten – bis auf ein paar Aussteiger aus ihren Nationen, wie das Häuflein der Dadaïsten, das sich in der neutralen Schweiz versammelt hatte, um sich dem Kriegsdienst zu entziehen. Dass dieser Krieg auf einem krassen Irrtum beruhte. Man hatte die Menschen mit den Maschinen verwechselt, wie Hugo Bali in einem Moment der Erleuchtung erkannte. »Man sollte die Maschinen dezimieren, statt die Menschen.«
Und auch das wirtschaftliche Komplott, das die kriegstreibenden Mächte beflügelte, ist erst den Historikern durchschaubar geworden. Das Kapital war auf allen Seiten massiv beteiligt, zum ersten Mal boomte die Rüstungsindustrie, und der Faktor Mensch wurde zu einer blossen Funktion in der ökonomischen Gleichung-Imperialismus pur, der einen Anführer wie Lenin auf die Idee der Weltrevolution brachte. Auch in Deutschland gab es, eine historische Minute lang, die Gelegenheit zur Umwälzung aller Verhältnisse. In die Annalen ist sie als Novemberrevolution eingegangen. Walter Benjamin: »Sie haben die grosse Chance des Besiegten, die russische, den Kampf in eine andere Sphäre zu verlegen, versäumt, bis der Augenblick verpasst war und in Europa die Völker wieder zu Partnern von Handelsverträgen gesunken waren.« Bis heute wird der Streit, ob man dies Versäumnis bedauern soll, zwischen linken und rechten Nostalgikern rhetorisch ausgefochten.
Dieser Krieg, geführt mit der Gesamtmaschinerie der Volkswirtschaften im Hintergrund, ein Krieg, der nach kurzen Offensiven und Durchbruchsschlachten über Jahre ein Stellungskrieg blieb, hat nur durch Ausblutung enden können. Seine Voraussetzung war der relative Kinderreichtum in den Bevölkerungen der über Nacht verfeindeten Mächte. Solange der Nachschub an Grabenkämpfern gesichert war, konnte das Abschlachten weitergehen. Alle neuen Technologien wie Tanks und Flugzeuge, Giftgas und schwerste Artilleriegeschütze heizten den Wettstreit um die maximale Tötungsrate nur an. Erst nachdem ein grosser Teil der Kämpfenden, mehrere Millionen junger Männer, dezimiert, die Zivilbevölkerung gründlich demoralisiert war, die Wirtschaft erlahmte und in der Heimat die Hungersnot ausbrach, fand das Morden ein natürliches Ende. Der grosse Waffenstillstand von Compiègne war das Ergebnis einer Erschöpfung und Materialermüdung auf allen Seiten.
Keineswegs verendet war damit aber die Bestie des Nationalismus. Sie lebte hinter Gittern weiter, der Staat war ihr Zoo. Und mit massiver Propaganda der den Staat unterhöhlenden Kräfte ging es auf in die nächste Runde. Deutschland, der Untote, der den Friedensvertrag von Versailles nur zähneknirschend akzeptiert hatte, geriet bald in die Fänge von Extremisten, die aus den Kriegsschulden ein mächtiges Instrument für eine Politik der Revanche schmiedeten. Es zieht sich eine Linie von den Momenten der Kapitulation der beiden Kampfhähne Frankreich und Deutschland, beginnend 1871, über den Waffenstillstand von 1918 und die Unterwerfung von 1940 bis zur vollständigen Niederlage von 1945 mit dem Ende des Deutschen Reiches. Je bedingungsloser die Kapitulationen ausfielen, um so vehementer das Verlangen nach Vergeltung. Nach seiner Machtergreifung im Jahre 1933 und dem Sieg im »Blitzkrieg« gegen Frankreich war der rachsüchtige Gefreite, der die Schmach der Niederlage im Ersten Weltkrieg nie verwunden hatte, am Ziel seiner Wünsche. Nun wurde der Salonwagen des Marschalls Foch, in dem im November 1918 der Waffenstillstand vereinbart wurde, aus dem Museum geholt. In einem Akt von perfider Symbolkraft werden Frankreich am selben Ort, an dem das grosse Völkermorden einst beendet wurde, die Waffenstillstandsbedingungen des nationalsozialistischen Deutschland diktiert. Welche Demütigung, vor Wochenschaukameras inszeniert. Dem folgt der irrsinnige Indianertanz des Führers draussen auf der Waldlichtung von Compiègne. Dass die Farce dieses finsteren Moments für immer die Farce bleibt, die es im deutsch-französischen Verhältnis war, dafür sorgte nach Beendigung des Zweiten Krieges der Elysée-Vertrag, der in diesen Tagen erneuert wurde. Damit endet in einem geeinten Europa, was bei der Lateinerbrücke in Sarajevo vor über hundert Jahren begann.
Welche Lehre soll ein Mitteleuropäer, geboren in der Trümmerstadt Dresden, aus den beiden Weltkriegen ziehen? Zumindest diese: Ich glaube nicht an den nationalistischen Kampfverband – auch nicht in seiner zivilen Form als wirtschaftliche Nationalmannschaft. Ich betrachte mich als Europäer — mit einem deutschen Pass.

5 augustus 2024